Recht spontan ergab sich in der letzten Woche die Möglichkeit, eine kleine Reise zum Lokschuppen Pomerania e.V. – Eisenbahnerlebniszentrum in Pasewalk zu unternehmen. Dieses Eisenbahnmuseum beherbergt neben Loks, Wagen und vielen anderen Exponaten der historischen Eisenbahn auch eine sehr sehenswerte Sammlung historischer Fernmeldetechnik. Diese Sammlung wurde über viele Jahre hinweg von einem engagierten Fachmann und Kenner der Materie, Herrn Reichsbahnrat a.D. Manfred Schaer zusammengetragen.
Im Gegensatz zu Berlin, wo eine ähnliche historische Sammlung fernmeldetechnischer Geräte durch die „weitblickenden Entscheidungen“ einiger Manager zum größten Teil verschrottet werden mußte, damit ehemalige Bahn-Gebäude schnell „besenrein“ übergeben werden konnten, befindet sich die Pasewalker Sammlung gut präsentiert im Wasserturm des Pasewalker Lokschuppens.
Diesen Lokschuppen erreichten wir nach einer recht entspannten Anreise mit dem RegionalExpress und ca. 15 Minuten Fußweg vom Bahnhof Pasewalk aus.
Sogleich nahm uns das typische Ambiente eines alten Bahnbetriebswerkes mit seinen Ziegelbauten und verwinkelten Gebäuden an und um den Lokschuppen in Besitz. Überall gab es sehenswertes und liebevoll ausgestellte Exponate aus der Welt der Eisenbahn zu sehen, noch bevor wir überhaupt einen Fuß in den Lokschuppen gesetzt hatten.
Im Büro wurden wir freundlich begrüßt (wir wurden bereits erwartet) und mit einem Übersichtsplan über das Gelände ausgestattet. Als Fachmann vor Ort stand uns Herr Klaus Mertens zur Verfügung. Er ist auch gelernter Fernmelder, daher fühlt er sich besonders den ausgestellten Exponaten der Fernmeldetechnik verpflichtet.
Zunächst gingen wir allein in den Lokschuppen, und verschafften uns einen Überblick über die Ausstellungen und das ganze Areal des Bw Pasewalk. Nach diesen ersten Eindrücken trafen wir dann auf Herrn Mertens, der in der Zwischenzeit an seinem aktuellen Projekt (Gaselan-Stellwerk) gearbeitet hatte. Nach einer kurzen Begrüßung begannen wir auch gleich mit dem nunmehr fachkundig geführten Rundgang. Nicht nur im Wasserturm, auch an vielen anderen Stellen im und um den Lokschuppen fanden wir Einrichtungen der Fernmeldetechnik, die zum größten Teil auch funktionsfähig und zur Benutzung freigegeben waren.
Besonderen Eindruck hinterließ die Sammlung an alten Unterlagen und Schaltungen der Fernmeldetechnik, die im Museum aufbewahrt wird. Sie enthält Dokumente und Schaltpläne, deren Entstehung bis in die Zeit der königlichen Eisenbahndirektion Stettin zurückreicht. Ein wichtiger Wissensspeicher für alle diejenigen, die sich mit solch historischer Technik beschäftigen.
Schnell entstand fachkundige Diskussion über die ausgestellten Exponate.
Bei unserem Rundgang konnte Kollege Chr. Rickelt seine einschlägigen Erfahrungen in der Technik der tschechoslovakischen Hauptuhren von Pragotron/Elektročas helfend einsetzen. Mit wenigen Handgriffen gelang es ihm, eine stehen gebliebene Hauptuhr dieses Herstellers in der Ausstellung wieder in Gang zu setzen.
So hilft man sich gegenseitig, schließlich konnten auch wir schon für unsere Arbeit von der Hilfe des Kollegen Mertens aus Pasewalk profitieren.
Hier einige Bilder aus der Ausstellung:
(Sinnvolles) Spielen ist hier ausdrücklich erlaubt und erwünscht!
In einem ausgestellten Zeitungsartikel über den Sammler Herrn Schaer war zu lesen: „Das … (Sammeln, Anm.des Autors) …allein genügt mir nicht. Ich muß in die Technik gucken können!“ Viele Exponate der Ausstellung werden diesem Anspruch gerecht und geben interessante Einblicke in ihr Innenleben preis. So ist diese Ausstellung auch gut geeignet, jüngerem Publikum anschaulich die Funktionsweise der alten Anlagen und phyikalisch-technische Zusammenhänge gut verständlich zu vermitteln. Viele alte Geräte werden nicht nur in Vitrinen gezeigt, sondern man kann selbst ausprobieren, wie z.B. der Kurbelinduktor Strom erzeugt und damit einen Wecker antreibt oder eine Reihe kleiner Glühlampen zum Leuchten bringt.
Das Konzept der Parkeisenbahn Wuhlheide verfolgt einen ähnlichen Ansatz, so konnten wir bei diesem Besuch eine Menge Anregungen für die eigene Arbeit mit auf den Weg nehmen.
Es bleibt die Erinnerung an einen interessanten Ausflug und hilfreichen Erfahrungsaustausch. Nicht zu vergessen der leckere Kuchen und Kaffee, der uns von den sehr netten Mitarbeiterinnen des Vereins zur Stärkung serviert wurde.
Es gibt hier noch viel zu vertiefen, so daß der nächste Besuch wohl in nicht allzu weiter Ferne geplant werden muß.