Projekt „Neue Fernmeldewerkstatt“ (Teil 2: März 2018 – März 2019)
Seit der Veröffentlichung der letzten Bilder hier an dieser Stelle ist schon wieder mehr als ein Jahr vergangen.
In vielen ehrenamtlichen Arbeitsstunden haben wir den Umzug unserer Werkstatt voran gebracht und quasi nebenbei auch immer wieder kurzfristig kleinere Störungen in den Fernmeldeanlagen bei der Parkeisenbahn Wuhlheide beseitigt.
Obwohl in der neuen Werkstatt noch immer nicht alles an seinem endgültigen Platz angekommen ist, haben wir unsere Arbeit in der warmen Jahreszeit wieder überwiegend auf die Instandhaltung der Betriebsanlagen bei der Parkeisenbahn ausgerichtet.
Zunächst aber wollen wir noch einmal einen Blick zurück auf den Umzug im letzten Jahr richten.
Nachdem die Sanierungsarbeiten in den neuen Räumen beendet waren, konnten wir mit dem eigentlichen Umzug aus der alten in die neue Werkstatt beginnen.
Als erstes fand unser alter Arbeitstisch -übrigens ein Relikt der MITROPA- seinen Weg in die neuen Räume.
Diese alte Werkbank, ich habe sie 1991 von unserem ehemaligen Signalwerker in der Wuhlheide „geerbt“, – passte erstmal trotz aller Anstrengungen nicht durch die Tür der alten Werkstatt hinaus in den Flur. Die Tür erwies sich als ca. 5cm zu schmal für dieses Vorhaben! Fragt sich, wie ich diesen Tisch damals 1991 eigentlich in meine Werkstatt bekommen hatte? Ich kann mich daran beim besten Willen nicht mehr erinnern, die einzige Möglichkeit wäre noch durch das Fenster – das ist breit genug…
Gesagt – getan! Wir nahmen mit der Werkbank den Weg durch das geöffnete Fenster auf den Bahnsteig, um diese von dort aus durch die große Eingangstür wieder in den Bahnhof hinein zu tragen und dann an ihrem Platz in der neuen Werkstatt aufzustellen.
Alle anderen Einbauten waren entweder zerlegbar oder nur so groß, daß sie gut durch die Tür passten. Stück für Stück fand alles einen Platz in der neuen Werkstatt. In einem kleinen Abendeinsatz konnten wir die große Arbeitsplatte und Regale für Ordner und Dokumentationen am neuen Standort aufbauen. Unterstützung bekam ich dazu von einem meiner ersten Schüler in der AG Fernmeldetechnik, der in unserer Gruppe bereits ab 1990/91 mitgearbeitet hatte. Inzwischen kommt er nur noch mal ab und zu zu Besuch in die Wuhleide, ist uns aber immer treu verbunden geblieben. Er hatte sich extra für dieses Projekt einen Abend Zeit für mich genommen, um mit mir gemeinsam die große Arbeitsplatte in der neuen Werkstatt zu montieren. Vielen Dank an Stefan für diese Hilfe! Es war mir eine Freude, wieder einmal mit Dir zusammen zu arbeiten.
Viele weitere kleine Schritte waren noch ntowendig, um Prüfanschlüsse und Einrichtungen in der neuen Werkstatt zu installieren. Inzwischen haben wir nun wieder einen voll ausgerüsteten Arbeitsplatz für die Überprüfung von Telefonapparaten und elektrischen Uhren. Prüfanschlüsse für Telefone und andere Geräte an den anderen Arbeitsplätzen und die Dekoration und weitere Ausgestaltung der Werkstatt mit historischen Geräten und Exponaten werden wir in nächster Zeit fortsetzen, je nachdem, wie es die Zeit erlaubt.
Als erste Prüfeinrichtung konnten wir den sogenannten „Kleinen Prüfschrank 50“ in der neuen Werkstatt wieder in Betrieb nehmen. Ein solches Prüfgerät war früher in jeder Telefonvermittlungsstelle anzutreffen. Der Prüfschrank kann zwischen die Vermittlungsanlage und Telefonapparat in die Zuleitung eingeschaltet werden. Dazu dienten sogenannte „Trennkammerleisten“. Beim Einstecken des Prüfsteckers vom Prüfschrank wird die Leitung automatisch aufgetrennt und der Prüfschrank in die Verbindung eingeschaltet.
Wir haben für unseren Prüfschrank originale Trennkammerleisten unterhalb des Schrankes installiert, und über diese Verteiler alle Telefonanschlüsse unserer neuen Werkstatt geschaltet.
Um Telefonapparate im Betrieb vorführen und testen zu können, benötigen sie Anschluß an eine Vermittlungsanlage, in der die gewählte Telefonnummer verarbeitet wird und die gewünschte Verbindung zu anderen Telefonanschlüssen hergestellt wird.
Für unseren Werkstattbetrieb haben wir jetzt 2 gebrauchte TK-Anlagen der Firma Auerswald installiert.
Die Anlage vom Typ ETS4308 verkörpert schon recht moderne Technik mit digitalem ISDN-Anschluß und 8 analogen Telefonanschlüssen. Hier werden unsere Prüfanschlüsse an den Arbeitspätzen angeschaltet.
Die ältere Anlage vom Typ ETS3216 war zuvor viele Jahre bei der Berliner Parkeisenbahn als zentrale TK-Anlage für den Bahnbetrieb im Einsatz. Sie wurde im Jahre 2008 durch eine größere und leistungsfähigere TK-Anlage ersetzt und wartete seitdem in unserem Lager auf weitere Verwendung. Da auch sie noch voll funktionstüchtig ist, haben wir den Oldie in unserer Werkstatt als zweite TK-Anlage für Ausstellungs- und Vorführzwecke installiert. An ihren Anschlüssen finden 16 analoge Telefonapparate eine Verbindung und können gegenseitig angerufen und ausprobiert werden.
Beide Anlagen sind über ihre Amtsleitungen (S0 bzw. analog) untereinander sowie mit Anschlüssen der TK-Anlage der Parkeisenbahn verbunden und sind damit sowohl aus dem Netz der BPE als auch aus den öffentlichen Telefonnetzen erreichbar.
Der Vorteil dieser schon etwas betagten Telefonanlagen besteht darin, daß man an ihnen noch ohne Probleme ältere Telefonapparate mit Impulswahl betreiben kann und daß auch die Rufspannung noch für einen alten W38 gut ausreicht.
Für den Test von analogen Telefonapparaten haben wir eine Reihe von verschiedenen Anschlußdosen montiert.
Das älteste Modell ist die sogenannte Klemmendose mit Schraubanschlüssen. Sie stammt aus der Zeit, als ein Telefonapparat mit seiner Anschlußleitung noch fest an der Wand angeschraubt war. Später gab es verschiedene Stecker-Dosen-Systeme. Nach der Klemmendose kam der Walzenstecker, bei der Post der DDR hieß das spätere System ADo(S)5, bei der Deutschen Bundespost wurde die TAE (Telefon-Anschlußeinheit) eingeführt und heute findet man auch analoge Telefonapparate mit einem Westernstecker RJ45. Zu allen Steckerformen gibt es eine Anschlußdose, die komplett für alle Funktionen (auch W2-Ader und Erde) beschaltet ist.
Über eine Trennkammer kann man den zu prüfenden Apparat am Prüfanschluß mit dem Prüfschrank verbinden und anschließend auf Funktion testen und messen.
Ähnliches haben wir für den Anschluß von OB-Fernsprechern vorbereitet. Auch hier gibt es neben gängigen Telefonsteckdosen Schraubanschlüsse für Apparate, die nicht mit einem Stecker ausgerüstet sind. Die Kippschalter dienen der Umschaltung der Betriebsspannung für das Mikrofon (Ortsbatterie) für verschiedene Betriebszustände und Bauarten von OB-Fernsprechern.
Über einen Schalter (schwarz/rot) können wir unsere Prüfleitung mit der OB-Ringleitung der Parkeisenbahn verbinden und damit aus der Werkstatt heraus fast alle Dienstposten bei der BPE über den OB-Fernsprecher anrufen. Auch hier kann bei Bedarf der Prüfschrank über einen Trennstecker in die OB-Fernsprechleitung eingeschaltet werden.
Neben dem Prüfschrank an der Wand haben wir unsere elektronische Hauptuhr EH40 des tschechischen Herstellers „PRAGOTRON“ installiert. Sie liefert für unsere Werkstatt Uhrenimpulse für den Betrieb von Nebenuhren.
Dazu haben wir schon vor vielen Jahren eine Prüfschaltung gebaut, mit der wir einzelne Nebenuhren und Uhrwerke in der Werkstatt über einen längeren Zeitraum im Betrieb überprüfen können. Die Prüfschaltung dient der Anpassung an verschiedene Uhrwerke sowohl für Reihenschaltung als auch für Parallelschaltung, dem Schutz der Hauptuhr vor Kurzschluss bei defektem Uhrwerk und dem Test der Uhrwerke mit variabler Spannung.
Über einen Kippschalter können Uhrenimpulse zum Prüfen auch per Hand auf zwei voneinander unabhängigen Linien erzeugt werden.
Sollte die funkgesteuerte Hauptuhr für den Eisenbahnbetrieb der Parkeisenbahn einmal unerwartet ausfallen, kann die Werkstatt-Hauptuhr in diesem Fall auch kurzfristig als Ersatz einspringen und die Steuerung der Uhren auf den Bahnhöfen der BPE übernehmen.
Für die Überprüfung von elektronischen Geräten haben wir am Arbeitsplatz auch wieder Festspannungen von 5 Volt, 12 Volt und 24 Volt mit einer Belastbarkeit von je 2,5A zur Verfügung.
Außerdem gibt es einen Anschluß mit 60V/3,5A für alte fernmeldetechnische Geräte. Dieser Anschluß ist jedoch aus Sicherheitsgründen nur mit einem separaten Schlüsselschalter in Betrieb zu setzen, um Gefährdungen unserer Parkeisenbahner durch die höhere Spannung auszuschließen.
Fertiggestellt sind außerdem der mechanische Arbeitsplatz mit Schraubstock und Bohrmaschine, ein Regal für defekte und aufgearbeitete Geräte und Schubladenregale für Schrauben und Kleinteile.
Wenn es die Zeit erlaubt, geht es dann an die weitere Ausgestaltung der Werkstatt. Bis dahin müssen einige historische Gerätschaften noch etwas auf auf ihre Installation und Präsentation in unserer Werkstatt warten.