Was wäre eine Eisenbahn ohne informative Ansagen aus dem Bahnsteiglautsprecher, ohne einen Richtungsanzeiger, der den Fahrgästen die Ziele der Züge ankündigt oder ohne die große Bahnhofsuhr, deren Zeiger elektrisch ferngesteuert von Minute zu Minute springen?
Außerdem braucht es eine Vielzahl von Fernsprechverbindungen und anderen Kommunikationsmitteln bei der Eisenbahn, ohne die ein sicherer und effektiver Bahnbetrieb nicht denkbar wäre.
Genauso wie beim großen Vorbild werden sie diese Kommunikationsanlagen auch bei den Parkeisenbahnen und bei vielen Museumsbahnvereinen finden.
Auch hier dient die Bahn-Fernmeldetechnik der sicheren Abwicklung des Bahnbetriebes und der Information der Fahrgäste.
Im Gegensatz zum modernen Vorbild werden hier jedoch auch noch ganz alte Geräte und Techniken liebevoll gepflegt und in Betrieb gehalten, die bei der Deutschen Bahn inzwischen längst als überholt gelten. So wird ein lebendiger Bezug zur Eisenbahngeschichte und zur Entwicklung der Technik auch auf diesem Gebiet der Eisenbahn hergestellt.
Damit die alte Technik stets zur Zufriedenheit funktioniert, bedarf es fachkundiger Pflege und Wartung. Erschwerend wirkt an dieser Stelle, dass die Kommunikationsanlagen – genau wie unsere Fahrzeuge – oftmals ein beträchtliches Alter aufweisen und der Aufwand an Pflege und Reparatur nicht unerheblich ist.
Geschichte 1989 bis 2015
Bereits seit der Gründung der damaligen Berliner Pioniereisenbahn im Jahre 1956 konnten sich Kinder und Jugendliche hautnah und unmittelbar mit dem Thema Eisenbahn befassen. Anfangs waren es vorwiegend Tätigkeiten im Eisenbahnbetrieb wie Schrankenwärter, Zugbegleiter, Aufsicht, Fahrdienstleiter und Fahrkartenverkäufer, die durch die Pioniereisenbahner unter Anleitung erwachsener Eisenbahner ausgeübt werden durften. In höherem Alter konnte eine Laufbahn im Betriebsdienst mit der Qualifikation als Assistent und anschließend Bahnhofsleiter (ab 18 Jahren) weitergeführt werden.
Für den technischen Bereich gab es im Bahnbetriebswerk der Pioniereisenbahn schon lange die „technische Brigade“. In dieser Gruppe konnten sich ältere Pioniereisenbahner mit entsprechendem Interesse auf das Fachgebiet Wagen- und Lokomotivtechnik spezialisieren und dabei auch die Ausbildung zum Lokführer bei der Parkeisenbahn (ab 18 Jahren) absolvieren.
Im Jahre 1989 kam mit mit der Gründung der AG Fernmeldetechnik ein weiterer technischer Zweig hinzu.
Von nun an konnten technisch interessierte Parkeisenbahner ab einem Alter von 12 Jahren auch an der Instandsetzung der Fernmeldeanlagen der kleinen Bahn mitwirken, und den Kollegen der großen Bahn bei ihrer Arbeit helfen. Auf diesem Wege gezielt Nachwuchs für den Bereich der Sicherungs- und Telekommunikationstechnik der damaligen Deutschen Reichsbahn zu gewinnen, war für diese Entscheidung sicherlich ausschlaggebend.
Ausbildung
Heute wie damals ist die AG Fernmeldetechnik fest integrierter Bestandteil der Jugendarbeit der Berliner Parkeisenbahn . Das Angebot richtet sich an Schülerinnen und Schüler, die bereits erste Kenntnisse im Bahnbetrieb bei der BPE erworben haben und ihre technischen Kenntnisse auf dem Gebiet der Kommunikationsanlagen der Bahn vertiefen möchten. In der Ausbildung werden in mehreren Abschnitten die Grundlagen der Elektrotechnik und Elektronik vermittelt sowie die Funktionsweise von Telefonen, elektrischen Uhrenanlagen und anderer bei der Parkeisenbahn installierter Fernmeldetechnik erläutert.
An den überwiegend historischen Geräten lässt sich auch die Wirkungsweise und technische Nutzung physikalischer Gesetze anschaulich erläutern. Neben der notwendigen Theorie kommt natürlich die Praxis dabei nicht zu kurz. Das Löten will ebenso gelernt sein wie der richtige Umgang mit Messgeräten und Handwerkszeug. Dabei achten wir auch sehr auf die Einhaltung der Sicherheitsbestimmungen bei der Arbeit, damit niemand zu Schaden kommt.
Zum Abschluss jedes Ausbildungsabschnittes wird eine kleine Prüfung absolviert, in der die Schüler ihr Wissen unter Beweis stellen können. Danach kann es mit großem Eifer und viel Spaß an die Arbeit gehen.
Mit viel Spaß im Praxiseinsatz
Die Parkeisenbahner sind nun junge Fachleute und dürfen entsprechend ihrer Befähigung als Fernmeldetechniker der BPE unter Anleitung der erwachsenen Fernmeldetechniker ausgewählte Reparaturen an Telefonen, Bahnhofsuhren und Lautsprecheranlagen ausführen.
Die Jugendlichen werden damit unmittelbar an der Pflege und Instandhaltung der Anlagen ihrer kleinen Bahn beteiligt und erleben so anschaulich, wieviel Arbeit die Unterhaltung der Technik erfordert. Dabei soll auch das Gefühl der Verantwortung für „unsere Bahn“ gefördert werden. Ihren Mitschülern haben die jungen Fernmeldemechaniker viel technisches Wissen und handwerkliche Fähigkeiten voraus. Nicht selten wird durch die Tätigkeit bei der BPE der Wunsch nach einem Beruf bei der Bahn oder in der IT- und Elektrobranche geweckt.
Technikgeschichte bewahren
Interessant ist für uns auch immer wieder die Beschäftigung mit der Geschichte der Fernmeldetechnik. Dazu haben wir eine umfangreiche Sammlung alter Gerätschaften der Fernmeldetechnik der Eisenbahn angelegt und konnten so einige interessante Zeitzeugen vor der unweigerlichen Verschrottung bewahren. Einige Geräte, die auch nicht mehr direkt im Betrieb der BPE eingesetzt werden können, möchten wir zukünftig im Rahmen einer kleinen Ausstellung unserem interessierten Publikum zugänglich machen.
Außerdem sammeln wir historische Unterlagen und Beschreibungen, archivieren diese und machen sie bei Bedarf interessierten Sammlern und Kollegen zugänglich.
Auch in der Zusammenarbeit mit Museumsbahnvereinen ergeben sich interessante Möglichkeiten, alte Fernmeldetechnik und historische Arbeitstechniken im praktischen Einsatz zu bewahren.
Über den Tellerrand geschaut – Hilfe für andere Parkeisenbahnen
In den letzten Jahren hat sich unser Aktionsradius über die Wuhlheide hinaus vergrößert. Auch bei anderen Park- und Museumseisenbahnen ist das spezielle Fachwissen um die historische Bahn-Fernmeldetechnik gefragt.
So konnten wir u.a. bei der Parkeisenbahn Halle/S. auf der Peißnitzinsel helfen. Die Hochwasserkatastrophen der Jahre 2011 und besonders diejenige des Jahres 2013 hatten die Fernmeldeanlagen des Peißnitzexpress schwer beschädigt. Ein großer Teil der alten Anlagen konnte in der Fernmeldewerkstatt in der Wuhlheide in ehrenamtlicher Arbeit wieder aufgearbeitet werden.
Diese Zusammenstellung beschreibt die Geschichte der AG Fernmeldetechnik bis in die 2010er Jahre.
Eine aktuellere Fortsetzung folgt an dieser Stelle. Bis dahin muß ich noch um etwas Geduld bitten. 🙂
An dieser Stelle möchte ich über ein Projekt meiner Vereinskollegen des Vereins „Freunde der Parkeisenbahn Wuhlheide e.V.“ (www.verein-fpw.de) berichten, dieses Projekt konnten wir mit unserer Arbeit etwas bereichern.
Ziel war es, das seit vielen Jahren nicht mehr wirklich gepflegte Postenhäuschen am Bahnübergang Bü 7/9 bei der Berliner Parkeisenbahn für unsere jungen Parkeisenbahner zu reaktivieren und damit wieder einen attraktiven Dienstposten für die Schrankenwärter zu schaffen. Dazu war eine gründliche Renvierung vonnöten.
Das innere des Gebäudes machte keinen einladenden Eindruck mehr, dieser Dienstposten wurde schon seit einigen Jahren nicht mehr mit Kindern besetzt.
Möglich wurde das insbesondere auch durch Hilfe von Eltern unserer Parkeisenbahner, die uns mit Fachkenntnis und Mitarbeit zunächste einmal bei der baulichen Instandsetzung des Gebäudes halfen (Einbau einer neuen Tür, Wände neu verputzen etc.)
Es folgten Arbeiten an den elektrischen Anlagen. Dabei wurde die Elektroanlage für 230V~ und die Beleuchtung neu installiert sowie die Ortsbedienung der Schrankenanlage des Bü7 für die Schrankenwärter erneuert. Auch diese Arbeiten erfolgten ehrenamtlich durch die Kollegen der Signal- und Sicherungstechnik AG (SuSi-AG) der BPE.
Zum Schluß erfolgte die Wiederherstellung der Fernmeldeanlagen.
Das war mein aktuelles Projekt mit der AG Fernmeldetechnik in der Wuhlheide und eigentlich das erste Projekt wieder für unsere „internen Kunden“, wie man heute so schön sagt, nachdem wir uns ziemlich lange nur mit uns und unserer Werkstatt beschäftigt hatten 😉.
Die Dienstuhr, die wir aus dem Postenhäuschen geborgen hatten, konnten wir in der Werkstatt für die weitere Nutzung aufarbeiten. Allerdings entschieden wir uns später noch für eine runde Uhr, die aber auch vom tschechoslovakischen Hersteller PRAGOTRON stammt.
Die Anschlüsse für den OB-Fernsprecher an die beiden Streckenfernsprechverbindungen, die durch die Schrankenwärter bedient werden sollen, wurden neu installiert.
In klassischer Bauform wurde dazu ein „Fernmeldebrett“ gebaut, bei dem die Bauteile auf einer Holzplatte installiert wurden. Die Verkabelung erfolgt über die Rückseite, die zu diesem Zwecke hohl mit ca. 1 cm Abstand zur Wand ausgeführt wurde.
Da die Schrankenwärter auf 2 Streckenfernsprechverbindungen zugreifen müssen, sind 2 Nebenwecker mit Zitterscheiben und ein Umschalter vorhanden. Der OB-Fernsprecher kann damit jeweils auf die Streckenfernsprechverbindung aufgeschaltet werden, über die eine Zugmeldung eingeht. Dies wird über den jeweiligen Nebenwecker und die Zitterscheibe signalisiert.
Für den Fall, daß für beide Streckenfernsprechverbindungen zwei getrennte OB-Fernsprecher verwendet werden sollen (z.B. für Ausbildungszwecke etc.) besteht die Möglichkeit, über die obere Telefonanschlußdose zwischen den Nebenweckern auch 2 Fernsprecher anzuschließen.
Unten am Fernmeldebrett fanden zum Schluß noch die Rufzeichentafeln für beide Streckenleitungen ihren Platz.
( Fotos dieses Beitrages: Quelle FPW e.V. & Archiv F-AG)