Neues Streckenkabel für die Parkeisenbahn Vatterode

Im Jahr 2011 begann unsere Zusammenarbeit mit der Parkeisenbahn Vatterode im Mansfelder Land mit dem Ziel, die Bemühungen um die Sanierung dieser kleinen Parkeisenbahn unter anderem auch auf unserem Fachgebiet Fernmeldetechnik zu unterstützen.

In einem ersten Projekt konnte das in den 70er Jahren entlang der Strecke verlegte Fernmeldekabel geortet und später stellenweise freigelegt werden (siehe Beitrag „Kabelortung mit einfachen Mitteln“ in diesem Blog).

Leider stellte es sich bei der folgenden Messung als hoffnungslos „abgesoffen“ und unbrauchbar dar; im Laufe der Jahre war Feuchtigkeit in das mit Papier isolierte Kabel eingedrungen und hatte die Isolation beschädigt.

Inzwischen konnten die Kollegen in Vatterode in jahrelanger mühevoller Kleinarbeit an den Bahnanlagen der Parkeisenbahn ein technisches Problem nach dem anderen lösen.

Der Lohn der Mühen sollte sich im August des Jahres 2016 einstellen: Nach langen Jahren der Vorbereitung konnte die PE Vatterode wiedereröffnet und der öffentliche Fahrbetrieb auf der Strecke zwischen den Bahnhöfen „Wippergrund“ und „Mansfeld Schleife“ aufgenommen werden.

Dank der Hilfe eines Partners konnten die Kollegen in Vatterode inzwischen auch ein neues Streckenfernmeldekabel in ehrenamtlicher Arbeit verlegen. Um es jedoch in Betrieb nehmen zu können, waren noch einige spezielle Arbeiten zu erledigen, die wir als kleine technische Hilfestellung unter den Parkeisenbahnern als Fernmelde-AG der Berliner Parkeisenbahn übernommen haben.

Bei schönem Herbstwetter und noch relativ angenehmen Temperaturen ging es am letzten Oktoberwochenende 2016 zum Herbstfest der PE Vatterode. Während die Parkeisenbahner aus Vatterode alle Hände voll mit der Organisation des Herbstfestes und der Abwicklung des Fahrbetriebes zu tun hatten, bereitete ich das Spleißen des Streckenkabels vor. Ähnlich wie bei der letzten Kabelreparatur in der Wulheide mußten die Enden der Kabelstücke vorbereitet und alle Adern einzeln richtig miteinander verbunden werden.

Der erste Spleiß war etwa auf Höhe der halben Strecke zu erstellen, das Streckenkabel war in 2 etwa gleich langen Teilstücken geliefert und verlegt worden.

Die Baustelle an der Strecke
Die Baustelle an der Strecke

Dazu kamen hier moderne lötfreie Aderverbinder und zum ersten Mal  in meiner eigenen Praxis sogenannte „Gel-Muffen“ zum Einsatz. Diese Muffen sind mit einem dickflüssigen Gel gefüllt, das für einen dichten Abschluß der Muffe sorgt. Das Gel ist bereits eingefüllt – also nach dem Spleißen die Muffe nur um das Kabel legen und zudrücken – fertig! Das Gel füllt die Muffenschalen aus, umhüllt den Spleiß, tritt an den Seiten etwas aus und dichtet damit die elektrischen Verbindungen gegen das Eindringen von Schmutz und Feuchtigkeit. Damit kann auf den Einsatz des Gasbrenners (für Schrumpfmuffen) oder der Umgang mit Gießharzen verzichtet werden. Solche Gelmuffen hatte ich bisher noch nicht verarbeitet, insofern war das auch für mich wieder ein lehrreicher Arbeitseinsatz abseits der üblichen Aufgaben in diesem Fachgebiet.

Der Spleiß ist fast fertig.

 Als „Fernmelde-Assistent“ stand mir Sandro, der Sohn des Eigentümers wissbegierig und hilfreich zur Seite. Schon nach kurzer Einweisung ging er mir sowohl mit Begeisterung als auch technischem und handwerklichem Geschick zur Hand und hatte sichtlichen Spaß beim Auszählen, Abisolieren und Verpressen der Kabeladern. Ganz schnell lernte er nebenbei die Reihenfolge der Aderfarben;  und auch das Geheimnis des „Zählvierers“ im Bündel der Adern konnten wir gemeinsam schnell klären.

Fernmelde-Assistent Sandro isoliert die Adern zum Prüfen ab. Die abgestellte Lok dient dabei als Arbeitshilfsmittel 🙂

Gegen Ende des ersten Arbeitstages prüften wir alle Kabeladern durch und fanden zum Glück keine Fehler in der Spleißstelle. So konnten mein wißbegieriger Schüler und ich am Sonnabend abend, kurz vor Sonnenuntergang, über den „Zählvierer“ nach vielen Jahren eine erste Sprechverbindung mit tragbaren OB-Fernsprechern zwischen den Bahnsteigen Wippergrund und Mansfeld Schleife herstellen.

In Teamarbeit geht´´ s schneller: die nächste Muffe wird fertig.
Die fertige Muffe.

Am Sonntag bauten wir dann eine weitere Muffe ein und verlängerten das Kabel bis ins Bahnhofsgebäude Wippergrund hinein. Hier kam dann wieder der gute alte Lötkolben zum Einsatz,  um das neue Streckenkabel sogleich auf den rückgewonnenen Endverschluß des alten Streckenkabels aufzulegen.

Der Endverschluß muß klassisch gelötet werden.

Die Reste des alten Vatteröder Streckenkabels werden als Anschauungsobjekt in unserer historischen Sammlung der Fernmeldetechnik in Berlin aufbewahrt.

Püfergebnis: in Ordnung!

 

So Papa, das wäre geschafft!

Der zweite Teil der Arbeiten fand einige Zeit später, im März 2017 statt, als ich wieder einmal zu einem Arbeitsbesuch bei der Parkeisenbahn Vatterode zu Gast war. Das neue Streckenkabel sollte jetzt endgültig fertiggestellt werden.

Dazu waren noch eine Verbindungsmuffe und der Kabelendverschluß im Bahnhof Mansfeld Schleife zu montieren. Die Kollegen in Vatterode hatten noch im Winter das letzte fehlende Stück Kabel durch den Lokschuppen bis ins Gebäude des Bf. Mansfeld Schleife vorbereitet.

Sandro stand mir wieder als Fernmelde-Assistent fleißig zur Seite und hatte bei der Arbeit wieder sichtlich seinen Spaß. Diesmal probierte er sich am Lötkolben und übernahm nach kurzer Einweisung weitgehend selbstständig das Anlöten der Adern im Endverschluß. Da auch die Finger von Brandblasen verschont blieben, konnte ich mich entspannt zurücklehnen und den Arbeitsfortschritt verfolgen… 🙂

Mit hoher Konzentration und Fingerspitzengefühl wurde gelötet…
…und das Ergebnis kann sich schon sehen lassen. Vor allem: Nichts verschmort!
Nach dem Löten steht das Verpressen der Aderverbinder an.

Am Ende stand eine gründliche Qualitätsprüfung, bei der wir sowohl Isolationswerte der Adern gegen Erde und gegeneinander als auch den Schleifenwiderstand aller Aderpaare durchgemessen haben. Alle Werte fielen zu unserer Zufriedenheit aus, und so konnte am Sonntag das Streckenkabel funktionsfähig an die Kollegen der PE Vatterode übergeben werden.

Zum Schluß haben wir gleich noch eine Streckenfernsprechverbindung mit 2 OB-Fernsprechern eingerichtet, damit zum Saisonbeginn im April auch die Zugmeldungen wie in der BO-P gefordert ausgetauscht werden können.

Der Prüffernsprecher am Fernmeldeposten Vatterode im Einsatz: Verbindung nach Mansfeld Schleife steht!
Wie früher: funktionierende Fernmeldeanlagen für einen sicheren Zugverkehr!

Auch eine Fernsprechleitung für einen Wählfernsprecher und den Uhrenimpuls für den Bahnhof Wippergrund konnten wir schon auf das neue Streckenkabel aufschalten. Diese und weitere Verbindungen werden später endgültig in Betrieb genommen.

Bleibt an dieser Stelle nun nur noch, den Kollegen der PE Vatterode allzeit gute Verbindungen auf dem neuen Streckenkabel zu wünschen.